"Cornelius der Abenteurer" ist eine fiktive Geschichte, die von Himmelserlebnissen inspiriert ist und soll ermutigen, wieder ganz neu über Gott zu staunen - über seine Kreativität, seine Güte, sein Herz für jeden von uns.
Cornelius
Cornelius war 10 Jahre alt und wollte Entdecker werden.
Papa sagte dann immer: „Da kommst du leider etwas spät, Corni, es ist schon alles entdeckt. Vielleicht wirst du doch lieber Zahnarzt? Da kannst du dann vielleicht ein paar hübsche Löcher entdecken.“
Aber Cornelius war es egal, ob schon alles entdeckt war, oder nicht. Und überhaupt. Wie konnte Papa wissen, ob schon alles entdeckt war, wenn doch noch nicht entdeckt wurde, was noch nicht entdeckt war?
Cornelius Zimmer hatte sich nach und nach in eine richtige Entdecker – Festung verwandelt. Da gab es große Ferngläser, Lupen, Kisten voll mit Büchern, Rucksäcke, Zelte, alles, was man für einen Campingurlaub so braucht - oder für eine Polarexpedition. Cornelius hatte eine Reihe verschiedener Kompasse, sogar 1 – 2 Schatzkarten, die er in einer geheimen Schublade versteckte.
Seine zweite Leidenschaft waren Flugobjekte. Er wollte sich ein Flugzeug bauen für seinen Flug rund um die Welt. Eine Rakete wollte er sich für seine Reise zum Mond bauen. Und einen Plan für einen Heißluftballon hatte er auch bereits gezeichnet.
In einer kleinen Schatzkiste sammelte er jede Münze, um für seine Abenteuer zu sparen. Corni wollte jedes Weltwunder sehen, davon tolle Fotos machen und dann in sein Fotoalbum kleben, welches er extra zu diesem Zwecke gekauft und groß und für alle gut zu sehen auf seinem Schreibtisch platziert hatte.
Sein Zimmer sah in der Tat aus wie ein kleines Wunderland. Cornelius hatte eine wahre Begabung fürs Basteln und Erfinden. Überall hingen kleine Mobiles und Modellflugzeuge, standen StarWars Raumschiffe herum und kleine Lego Raketen, die er mit seinem Papa zusammengebaut hatte.
An den Wänden hingen bemalte Bilder von all den Ländern, die Cornelius gerne mit seinen Flugzeugen bereisen wollte. Seine Nachttischlampe war ein Globus, seine Bettdecke war der Sternenhimmel, übersät von kleinen Raketen. Ja, Cornelius wollte hoch hinaus.
Seine Eltern schmunzelten etwas über seine Entdecker - Leidenschaft, hatten aber auch ihre Freude dabei, Cornelius so viel von dieser Welt zu zeigen, wie sie nur konnten. So machten sie immer mal wieder Ausflüge ins Tropenhaus oder in den Zoo. Einmal waren sie sogar in Italien. Sie liebten es, mit Cornelius gemeinsam wieder neu die Welt zu entdecken und ließen sich immer wieder aufs Neue von seiner Begeisterung anstecken.
Cornelius hatte zwei Meerschweinchen, die etwas weniger leidenschaftlich waren, aber dafür waren sie süß und knuddelig. Sie hießen Mopsi und Klopsi. Auch sie wohnten in Cornelius Zimmer und wenn er sie laufen ließ, waren sie eifrig damit beschäftigt, das Zimmer zu erkunden. Auf ihren Erkundungstouren stießen sie auf die abenteuerlichsten Dinge – Socken zum Beispiel. Cornelius verwandelte den Zimmerboden in einen regelrechten Abenteuerspielplatz für seine Schweinchen. Es gab Röhren, Hindernisse, Häuschen, Heuhaufen – und sogar eine Ritterburg.
Mopsi und Klopsi waren, so wie Cornelius, die reinsten Abenteurer, und unzertrennlich. Bis es Mopsi irgendwann nicht mehr so gut zu gehen schien. Beide Meerschweinchen waren schon alt – sie hatten Cornelius fast sein ganzes Leben begleitet.
Dann, eines Tages, starb Mopsi.
Cornelius war an diesem Morgen aufgewacht, es war Sommer und die Sonne schien hell in sein Zimmer. Es war Wochenende und er hatte sich so auf diesen Tag gefreut, denn er wollte mit seinen Eltern an den Badesee. Es hätte ein so schöner Tag werden sollen. Er warf die Decke von sich, hüpfte aus dem Bett und rannte, wie jeden Morgen, direkt zu seinen Schweinchen, um sie zu begrüßen und ihnen Futter zu geben. Dann erstarrte er. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Mopsi lag auf dem Streu, auf die Seite gedreht, und bewegte sich nicht mehr.
Tränen stiegen in Cornelius Augen. Er traute sich nicht, Mopsi zu berühren. Eine Ahnung stieg in ihm hoch... Klopsi saß da und schaute Cornelius an.
An diesem Tag weinte Cornelius viel. Sie fuhren nicht an den See.
„Mopsi ist jetzt im Meerschweinchen Himmel“, versuchte Cornelius Mutter ihn zu trösten. Cornelius versuchte sich vorzustellen, wie so ein Meerschweinchen Himmel aussehen könnte. Er stellte sich hunderte und tausende Meerschweinchen vor, wie sie auf einer großen grünen Wiese saßen und riesige Berge von Gemüse und Karotten aßen. Trotzdem war er traurig …
„Hat Mopsi denn überhaupt an Gott geglaubt?“, wollte Cornelius wissen.
Seine Familie ging jeden Sonntag in die Kirche und Cornelius wusste, dass man in den Himmel kommt, wenn man an Gott glaubt. Aber ein Meerschweinchen? Er hatte noch kein Meerschweinchen im Kindergottesdienst gesehen … Seine Mutter nahm Cornelius in den Arm. „Gott sieht, wenn ein kleiner Spatz vom Baum fällt. Er hat dein Mopsi bestimmt auch gesehen.“
Das tröstete ihn dann etwas mehr.
Cornelius mochte es eigentlich ganz gerne, in die Kirche zu gehen, auch wenn es manchmal etwas langweilig war. Aber er mochte die Geschichten von Jesus, besonders die mit den Schafen.
Seine Lieblingsgeschichte hatten sie erst letzten Sonntag im Kindergottesdienst besprochen:
Jesus ist der gute Hirte. Er hat hundert Schafe. Er zählt alle Schafe durch, um sicherzugehen, dass keins fehlt. An der Stelle hatte seine Kindergottesdienst Lehrerin gelacht und mit einem Augenzwinkern gemeint, dass es gut ist, dass Jesus beim Schafe zählen nicht eingeschlafen ist. Am Ende stellt er fest, dass ein Schaf fehlt. Aber anstatt zu sagen: „Egal, ich habe ja noch 99, die kann ich doch nicht alle hier alleine lassen, nur um das eine Schaf zu suchen“, sagt er genau das Gegenteil: „Bleibt hier, bis ich zurück bin, ich gehe das eine Schaf suchen, was sich verlaufen hat.“ Mitten in der Nacht zieht er los, obwohl ihm Löwen und Bären hätten auflauern können. Er hätte in eine Schlucht fallen können und sich verletzen können. Aber Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte, ich gebe mein Leben für die Schafe“. Die Geschichte geht so aus, dass er das verlorene Schaf findet und überglücklich auf seinen Schultern nach Hause trägt.
Cornelius saß an Mopsis kleinem Grab im Garten und wischte sich eine Träne fort. Wenn Jesus Schafe so gerne mochte, hatte er sich bestimmt auch um Mopsi gut gekümmert.
Das war Cornelius zweite Erfahrung mit dem Tod. Die erste war vor einem Jahr gewesen, als sein Opa starb.
Immer wenn er über seinen Opa nachdachte, musste er lächeln. Er war dick gewesen und lustig und hatte immer eine riesige Brille aufgehabt. Corni hatte sich immer so gerne an ihn gekuschelt und mit ihm gescherzt. Opa hatte einen ganz besonderen Duft gehabt. Den Opa Duft. Und er trug immer große kratzige Wolljacken. Das gefiel Corni immer sehr, weil er sich dann richtig in Opa hinein kuscheln konnte.
Als Opa starb, durfte er eine dieser Jacken behalten. Manchmal, wenn er traurig war, kuschelte er sich in diese Jacke ein und schnupperte daran.
Cornelius betrachtete die bunten Blumen, die er an Mopsis Grab aufgereiht hatte. Opa wollte weder Mopsi noch Klopsi auf dem Schoß halten. „Die kötteln mir doch den ganzen Schoß voll“, hatte Opa immer gesagt. Corni schüttelte lächelnd den Kopf und stand auf.
„Bis bald Mopsi“, sagte er. „Grüß Opa von mir.“
Fortsetzung folgt
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